Mit Australien verbinden sich bei mir sofort viele Begriffe: Koalas, Kängurus, Krokodile, Haifische, das Great Barriere Reef, das Sydney Opera House, hohe Wellen, Surfen und auch viele giftige Tiere, ein großes Land, eine junge und moderne Nation – und es ist weit, wirklich weit weg. Bis vor Kurzem, bis zu einer Reise dorthin, wäre mir jedoch nicht eingefallen, dass es in Australien auch Teeplantagen und eine fast englisch anmutende Teekultur gibt. Und fast folgerichtig gibt es auch ein Teapot Museum, mit der größten privaten Sammlung dieser Gefäße weltweit, worüber es auch zu berichten gilt.
Als die Engländer 1788 in Australien landeten und begannen, Siedlungskolonien zu errichten, wurde die ursprüngliche Bevölkerung, die Aborigines, mit zum Teil brutalen Methoden verdrängt. Vieles geschah parallel, so brachten die Engländer natürlich viele Sitten und Gebräuche aus dem Heimatland mit, wozu auch das Teetrinken gehörte. Allerdings musste der Tee, wie vieles andere auch, den weiten Weg aus Europa oder aus den indischen Anbaugebieten nehmen. Den ersten Tea Shop eröffnete der Kaufmann Alfred Bushell 1883 in Queensland. 1884 wurde in Nord Queensland die erste Teeplantage zur kommerziellen Nutzung angelegt.[1]
Heute gibt es verschiedene Regionen, in denen man Teeplantagen findet. Es handelt sich dabei zumeist um Camellia sinesis var. assamica, aus deren Blättern vor allem kräftiger Schwarztee hergestellt wird. Die Ernte wird überwiegend maschinell eingebracht. Es werden rund 1.500 Tonnen schwarzer Tee produziert, rund die Hälfte davon wird exportiert, allerdings werden auch 11.000 Tonnen Tee importiert. [2]
Anbaugebiete findet man im Norden von Queensland, im Norden von New South Wales, in Victoria und auf Tasmanien, dem südlichsten Teeanbaugebiet der Welt, hier wird vor allem Grüner Tee produziert. Allgemein wird in kleineren Mengen sortenreiner Tee verkauft, überwiegend aber wird mit importierten Teesorten (zumeist Assam- oder Ceylontee) verschnitten und diese Blends werden dann in großen Mengen zu Fannings zerkleinert in Teebeuteln, in kleineren Mengen auch als Blatt- oder Brokentees verkauft.
Wichtige Teehandelsmarken sind: Bushell‘s Tea (gegründet 1883), Nerada Tea (gegründet 1958), Madura Tea Estate (gegründet 1978), Dilmah New Zealand Tea (gegründet 1985), Nucifora Tea Estate (gegründet 1985), T2 (gegründet 1996), Arakai Estate (gegründet 1999), Tielka (gegründet 2008).
Neben dem English Breakfest Tea und dem Earl Grey hat sich in Australien eine eigene Zubereitungsform herausgebildet, der sogenannte Billy Tea. Hierbei handelt es sich um eine einfache Zubereitung. Eine „Handvoll Teeblätter“ wird mit Wasser übergossen und in einem Gefäß (zumeist aus Metall) direkt auf dem Feuer gekocht. Die losen Blätter werden auf den Boden gedrückt und der Tee aus dem Billy (der australische Slangausdruck für Eimer) in die Tassen abgegossen. 1881 meldet die James Inglis & Co. Ltd. Billy Tea als Marke an.
Der Gebrauch von Tee hat sich im Laufe der letzten Jahre verändert. Zwar nimmt der Teekonsum langsam zu, allerdings wächst der Absatz von Kaffee schneller. Dabei sind die jüngeren Australier eher Richtung Kaffee unterwegs, die älteren Australier halten eher an Tee fest, wobei stärkerer schwarzer Tee, English Breakfest oder Earl Grey, zumeist in Teebeuteln gereicht wird. Der Pro-Kopf-Verbrauch wird wie folgt angegeben: Australier trinken 9,5 Tassen Tee (ca. 0,75 kg) pro Woche, dabei trinken die jüngeren 5,5 Tassen, die älteren (65+) trinken 10,9 Tassen. [3] Damit liegt Australien nicht an der Spitze im Verbrauch, aber gehört zu den Top 20. [4]
Durch Zufall erfuhr ich vom Teapot Museum [5] in Leura (Blue Mountains) und hatte die Möglichkeit dieses zu besuchen. Die Fakten machten zunächst neugierig. Mehr als 11.000 Teekannen soll die Sammlung beherbergen und noch einige ergänzende Materialien mehr, wie Packungen, Samoware etc. Die Vorfreude wurde jedoch schnell getrübt. Die zum Teil kuriosen Gefäße standen in dichten Reihen hintereinander, sodass man ab Reihe zwei kaum noch die Kannen sehen konnte. Die Struktur ist etwas beliebig, mal nach Ländern, dann nach Motiven geordnet, kaum Beschriftungen. Es gibt auch keinerlei Hinweis darauf, ob die eine oder andere Kanne für einen speziellen Vorgang zur Bereitung oder zum Servieren von Tee gedacht war. Mitten im Raum stehen noch Vitrinen. Auf lieblos angebrachten Zetteln wird man informiert, dass man diese Dinge kaufen könne. Alles in allem eine Quantität, aus der keine Qualität entstanden ist – eine ungenutzte Chance.
Erwerben kann man noch Schmuck und ein kleines Teehaus gab es auch, aber irgendwie hatte ich eher die Assoziation eine Wunderkammer zu betreten, für ein Museum jedoch reichte es nicht. Zum Glück hatten wir wunderbares Wetter, denn Schönheit, Schroffheit und die scheinbar endlose Weite der Blue Mountains entschädigte die kleine Enttäuschung auf das Beste. Wer jedoch in der Nähe ist, der kann aber ruhig vorbeigehen, sehenswert ist es allemal, zumindest als Kuriosität.
[1] Einen Überblick zu zahlreichen Fakten, die den Teeanbau und -gebrauch in Australien betreffen findet man auf www.shunculture.com, Dort: Omari Gates: Tea Drinking Habits of Australiens: A Cultural Overview (12. August 2025) und Damon Macknight: Tea in Australia: A popular Beverage? (15. Juli 2025).
[2] www.expertmarketresearch.com.au, dort: Australia Tea Market Size, Share Analysis and Forcast Report 2025-2034.
[3] www.worldteanews,com, dort: Dan Bolton: Choice Reviews Reveal – Australien Tea Trends (12.11.2019) mit zahlreichen weiteren Statistiken.
[4] Spitzenreiter sind: Türkei mit einem Pro-Kopf-Jahresverbrauch von 3,16 kg; Irland 2,31 kg; Katar 2,04 kg; Großbritannien 1,94 kg.
[5] Website des Museums: www.bygonebeautys.com.au
23.10.2025







