Die Farbe kam auf verschiedenen Wegen in die Fotografie. Es begann im 19. Jahrhundert – und wie es von da an weiterging, das zeigt die Ausstellung „True Colors. Farbe in der Fotografie von 1849 bis 1955“ in der Wiener „Albertina modern“.

Arthur von Hübl: Exotische Schmetterlinge, 1908-1914. Autochrom. ALBERTINA, Wien – Dauerleihgabe der Höheren Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt. © Foto: ALBERTINA, Wien
Arthur von Hübl: Exotische Schmetterlinge, 1908-1914. Autochrom. ALBERTINA, Wien – Dauerleihgabe der Höheren Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt. © Foto: ALBERTINA, Wien

In den Anfängen wurde händisch koloriert, monochrome Pigmentpapiere wurden verwendet. Es folgte Ende des 19. Jahrhunderts das Interferenzverfahren. Die brillanten Aufnahmen, die damit zu erzielen waren, beruhten, so ist in der Ausstellung zu erfahren, „auf jenem physikalischen Prinzip der Stehenden Wellen, das uns auch in Seifenblasen farbige Reflexionen sehen lässt.“ 1907 kam dann – als großer Durchbruch – das Autochromverfahren der Brüder Lumière. Damit konnte alles was bunt war und still hielt, abgebildet werden. Dies sprach eine große Amateurszene mit technischem Interesse und künstlerischer Neigung an, regelmäßig wurden in großen Sälen Dia-Abende veranstaltet, weiß Astrid Mahler, eine der Ausstellungskuratorinnen. In dieser Zeit sah man die Farbfotografie durchaus als künstlerisches Ausdrucksmittel.

Es folgte ein Dreifarbenverfahren, bis 1936 die Firma Kodak in den USA und Agfa in Deutschland die ersten Kleinbild-Farbdiafilme auf den Markt brachten, so dass in den 1950er Jahren das Fotografieren in Farbe zu einem beliebten Privatvergnügen werden konnte. Profis agierten da hauptsächlich im Bereich der Produkt- und Modefotografie. Zum vollwertigen künstlerischen Medium wurde die Farbfotografie erst wieder in den 1970er Jahren mit der „New Color Photography“ in den USA.

Hans Madensky: Modisches Porträt – Schülerin aus der Modeschule Wien-Hetzendorf, 1952. Kodak-Ektacolor Negativ, Kodak Dyetransfer-Positiv. ALBERTINA, Wien. Dauerleihgabe der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt
© Foto: ALBERTINA, Wien
Hans Madensky: Modisches Porträt – Schülerin aus der Modeschule Wien-Hetzendorf, 1952. Kodak-Ektacolor Negativ, Kodak Dyetransfer-Positiv. ALBERTINA, Wien. Dauerleihgabe der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt. © Foto: ALBERTINA, Wien

Was in der Ausstellung so herrlich bunt in prächtigen Farben präsentiert wird, stammt aus den reichhaltigen Beständen der Fotosammlung der ALBERTINA, deren historischer Teil aus der Sammlung der Wiener Höheren Graphischen Bundes-, Lehr- und Versuchsanstalt kommt. Es ist  ein ganz besonderes Gefühl, wenn man als digital unbegrenzt Fotografierender unserer Tage  vor diesen Bildern aus der Frühzeit der Farbfotografie steht. Sie haben alle eine gewisse Aura, von den „Exotischen Schmetterlingen“, entstanden zwischen 190 und 1914, bis zum „Modischen Porträt“ aus dem Jahr 1952. Mein persönliches Lieblingsbild ist „Der Sonnenschirm“ des deutsch-österreichischen Fotografen Heinrich Kühn aus dem Jahr 1912. Er hat versucht, die Bildsprache des Impressionismus in die Fotografie zu holen.

Heinrich Kühn: Der Sonnenschirm, 1912. 18 x 13 cm, Autochrom. Foto: ALBERTINA, Wien
Heinrich Kühn: Der Sonnenschirm, 1912. Autochrom. Foto: ALBERTINA, Wien

Im Katalog zur Ausstellung wird dann auch noch auf die Rolle der k.k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien eingegangen, auf die Verbindung zwischen Farbendruck und fotografischer Reproduktion im 19. Jahrhundert und ganz besonders auf den Farbenrausch des Autochromverfahrens. Abgebildet sind alle Fotografien der Ausstellung, ergänzend gibt es einen kurzen Index der Begriffe und Techniken.                                          

27.1.2025

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