SPRING No. 22 – AUF DEM WEG INS UNBEKANNTE

SPRING ist ein ausschließlich von Frauen gestaltetes Magazin für grafisches Erzählen, das jährlich erscheint und da immer einen speziellen Schwerpunkt hat. In den letzten Jahren waren das z.B. „Freiheit“, „Scheitern“, „Togetherness“ oder „Macht“. SPRING erzählt grafisch, das heißt: das Bild regiert, der Text ist mal integriertes Beiwerk, schwebt in diesen berühmten Comic-Blasen aus den Mündern der handelnden Personen oder steht irgendwo am Rande, damit er den grafischen Eindruck nicht stört.  Hin und wieder kommt man – nein: frau, denn SPRING wird ja von Frauen gemacht – auch ganz ohne Text aus.

In diesem Jahr lautet das Thema „Das Unbekannte“ bzw. „Into the Unknown“, denn nach wie vor ist SPRING zweisprachig englisch-deutsch. Zum ersten Mal findet diesmal eine „künstlerische Kollaboration“ statt, der Weg ins Unbekannte wird von den vierzehn Künstler*innen im Teamwork beschritten: Sie haben zunächst mit Wissenschaftler*innen, Freund*innen und Familienmitgliedern gesprochen, haben sich deren Geschichten angehört und sind dann daran gegangen, „ohne festgelegtes Ziel mit Bedeutungen und Formen zu experimentieren“, wie Katharina Gschwendtner im Vorwort erklärt. Sie bringt auch gleich ein wenig Theorie zum Thema Bildgeschichte, dass deren Erfindung nämlich ein Prozess sei: „Es ist ein Versuch der Erkundung, Gestaltung und Sinnstiftung. Das Abwesende wird vergegenwärtigt und das noch nicht Existierende fantasiert.“ Der aktuelle Band fordere auf, das Nicht-Wissbare zu integrieren: „Das Unbekannte als Öffnung zu begreifen.“

Spring No. 22 - Cover
Spring No. 22 – Cover. Grafik: Carolin Loebbert

Was beim ersten Durchblättern gleich einmal auffällt, ist die Konzentration auf drei „Farben“, auf Schwarz, Weiß und Grün in diversen Abstufungen. Es sind Familiengeschichten, die da mit Bildern erzählt werden, überwundene Krankheiten sind genauso ein Thema, wie Großstadtwanderungen, Fluchterfahrungen, Surreales, Reales und Tiergeschichten. Am Ende, nachdem man diese vierzehn Geschichten gesehen und gelesen hat, weiß man, warum gerade Schwarz, Weiß und Grün die „Farben“ dieses Heftes sind – weil nämlich in den meisten Comics am Ende der schwarzen Tristesse unserer Tage doch noch ein Funken grüner Hoffnung gesehen werden kann: Das „noch nicht Existierende wird fantasiert“, wie es im Vorwort heißt.

18.11.2025

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