Sie schrieb über dreißig Romane und Erzählbände, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, sie war erfolgreiche Kinderbuchautorin, veröffentliche Reportagen und Essays, und wenn sie einen ihrer Vorträge hielt, so sorgte dies – in Wien und Berlin ebenso wie in Paris und New York – stets für Aufsehen und volle Säle. Denn Karin Michaëlis war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Star der internationalen Literaturszene, sie war engagierte Feministin und Humanistin – und sie verdient es, wiederentdeckt zu werden.
Karin Michaëlis war Dänin, geboren am 20. März 1872 in der Stadt Randers im Nordosten Jütlands. Aufgewachsen in kleinbürgerlichen Verhältnissen war Katharina Bech Brøndum (wie ihr Geburtsname lautete) zunächst als Privatlehrerin tätig. Doch sie wollte Konzertpianistin und Komponistin werden, weshalb sie 1891 nach Kopenhagen übersiedelte, um bei dem renommierten Komponisten Victor Bendix zu studieren. Dieser sprach ihr zwar das nötige musikalische Talent ab, riet ihr aber, sich der Schriftstellerei zu widmen[1]. Sie folgte diesem Rat, fand als begabte Netzwerkerin rasch Kontakt zur Kopenhagener Literaturszene und konnte bald einige ihrer Texte in Zeitschriften publizieren. 1898 kam ihr erstes Buch heraus, ein Erzählband, der allerdings – ebenso wie die darauf folgenden beiden Romane – nur geringe Resonanz fand.[2] Vielleicht stand Karin Michaëlis als Schriftstellerin zu sehr im Schatten ihres damals weitaus bekannteren Ehemannes, des Lyrikers Sophus Michaëlis, den sie 1895 geheiratet hatte.
Bucherfolge – Skandalbücher
Vielleicht, so wird vermutet[3], war Sophus Michaëlis nicht allzu begeistert von den literarischen Ambitionen seiner Ehefrau, vielleicht nahm er zu viel Einfluss auf ihr Schreiben. Auf jeden Fall hielt Karin Michaëlis die Arbeit an ihrem nächsten Buch vor ihm geheim – und landete einen Sensationserfolg. Es war der im Frühjahr 1902 publizierte Roman „Barnet“ („Das Kind“), der nicht nur in Dänemark begeistert aufgenommen wurde, sondern der Karin Michaëlis auch international bekannt machte. Wesentlich dazu beigetragen hatte, dass sie das Werk dem angesehenen Kopenhagener Verlag Gyldendal zur Publikation vorgeschlagen hatte. Dessen Verlagsleiter, der Schriftsteller Peter Nansen, nahm es sofort an und beauftragte die renommierte Übersetzerin Mathilde Mann[4] mit der Übertragung des Romans ins Deutsche. Beide Fassungen, die dänische und die deutsche, kamen zeitgleich im Frühjahr 1902 heraus.
Wenige Monate später erschien, ebenfalls sowohl auf Dänisch als auch auf Deutsch, ein weiterer, ebenfalls sehr erfolgreicher Roman: „Lillemor“, der in der deutschen, wieder von Mathilde Mann besorgten Übersetzung „Das Schicksal der Ulla Fangel“ hieß und den Untertitel „Eine Geschichte von Jugend und Ehe“ hatte. Beide Werke kamen bald in weiteren Sprachen heraus, in beiden geht es um Frauenschicksale. Das eine Mal ist es ein Mädchen im Pubertätsalter, das andere Mal eine jungverheiratete Frau, beide gehen in tragischer Weise an der Gefühlskälte ihrer Umwelt zugrunde. Karin Michaëlis hatte damit jene Themen aufgegriffen, die ihr weiteres literarisches Schaffen wesentlich dominieren sollten: Aspekte des – vor allem weiblichen – Seelenlebens, Eltern-Kind-Beziehungen, weibliche Selbstbestimmung und Frauenemanzipation.
Sich mit diesen Themen zu beschäftigen, „Schicksale zu sehen und zu erzählen, die kein Mann schreiben könnte“ sei „etwas Neues und Notwendiges“, meinte der Schriftsteller Rainer Maria Rilke, der in der Berliner Zeitschrift „Die Zukunft“ eine ausführliche und sehr positive Besprechung von „Das Schicksal der Ulla Fangel“ veröffentlichte[5]. Und an Axel Juncker, in dessen Verlag das Werk erschienen war, schrieb Rilke, „Das Schicksal der Ulla Fangel“ sei „ein Buch voll Persönlichkeit, Kraft und Können“ und, so ergänzte er, „Karin Michaëlis steht nun bei meinen liebsten Büchern“.[6]
Nach einer Reihe weiterer Publikationen kam 1910 jener Roman heraus, der zum größten – und auch umstrittensten – literarischen Erfolg der Autorin wurde: „Das gefährliche Alter“. Jenes titelgebende „gefährliche Alter“ ist das beginnende Klimakterium, in dem die Protagonistin genügend Selbstbewusstsein und materielle Ressourcen hat, um sich von ihrem Ehemann scheiden zu lassen, in dem sie aber auch mit physischen und psychischen Problemen zu kämpfen hat. Es waren Tabuthemen, die Michaëlis damit ansprach – und das machte das Werk ebenso zur Sensation wie zum Skandal.
Groß war die Empörung vor allem in Michaëlis Heimatland Dänemark. Wenn man dieses Buch über die „Gefühle und Leidenschaften“ „hysterischer älterer Frauen“ „mit gesundem männlichen Blick“ lese, so wundere man sich, dass es überhaupt gedruckt wurde, war in einer – durchaus typischen – Besprechung zu lesen[7]. Kritik und Häme gab es zum Teil auch bei der deutschsprachigen Leserschaft. „Das gefährliche Alter“ sei ein „spottschlechtes Buch“, urteilte etwa der Rezensent des „Hamburger Fremdenblattes“ und meinte: „Karin Michaelis wird in vier Wochen vergessen sein.“[8] Das allerdings war eine krasse Fehleinschätzung.
Ein internationaler Bestseller
„Das gefährliche Alter“ wurde zu einem internationalen Bestseller, der auch zwei Mal verfilmt wurde. Für den 1911 in Dänemark produzierten Stummfilm „Den farlige Alder“ verfasste Karin Michaëlis selbst das Drehbuch[9], 1927 wurde der Roman dann in der Bearbeitung von Bobby E. Lüthge und mit Stummfilmstar Asta Nielsen in der Hauptrolle verfilmt.
Um ihr Buch zu präsentieren, begab sich Karin Michaëlis 1911 auf eine großangelegte und vielbeachtete Vortragsreise. Diese begann am 8. Januar in Berlin. Das „Berliner Tagblatt“ berichtete darüber: „Solch ein Gewoge, wie gestern abend, sah der Beethovensaal gewiß noch nie. Vom Backfisch bis zur Matrone aus Berlin W. und C. und N. waren alle Altersstufen vertreten, alle Klassen, alle Berufe. Die meisten Damen waren wohl nur aus Neugierde gekommen, um die schreckliche Frau von Angesicht zu Angesicht zu sehen, die es gewagt hatte, ihr eigenes Geschlecht zu ‚verraten‘; viele aber auch – und darunter alles was sich emanzipiert fühlt und für die Emanzipation kämpft – um der Sache willen. Man sah Literaten und Künstler, Mediziner und Juristen – eine Sensationspremiere konnte keine höhere Spannung hervorrufen, als der Vortrag über dieses dünne Buch der Dänin Karin Michaelis, von dem in den ersten acht Tagen 20 000 und nach weiteren drei Wochen bereits 50 000 Exemplare verkauft worden sind.“[10]
Von Berlin, wo der „fast zweistündige Vortrag, der mit schnurrigen Beobachtungen und witzigen Pointen durchsetzt war“ mit „brausendem Beifall“ bedacht wurde, reiste Michaëlis nach Wien, wo sie am 14. Januar sprach. Das Publikum im vollbesetzten Sophiensaal hatte sich vermutlich, so die „Neue Freie Presse“, Karin Michaëlis als „Vorkämpferin, mit lebhaften Gesten, einem stark polemischen Temperament begabt“ vorgestellt. „Umso erstaunter war man“, als „da eine völlig bürgerlich schlichte, dunkelblonde, sympathisch unauffällige Dame von gedrungener Gestalt mit schlichter Sachlichkeit und überlegener Ruhe, mit etwas fremdländischer Akzentuierung zu lesen begann.“[11]
Nicht immer konnten die Vorträge problemlos durchgeführt werden: So etwa wurde Michaëlisʼ Auftritt in München am 8. Februar 1911 von der Polizei nur unter der Voraussetzung gestattet, dass er nicht vor „gemischtem Publikum“, sondern nur vor Frauen oder nur vor Männern stattfinde (was die „Dresdner neuesten Nachrichten“ mit der Bemerkung kommentierten: „Die Münchner Polizei scheint von diesem, wie man weiß, höchst harmlosen und verständigen, aber vorurteilslosem Vortrage schreckliche Verwüstungen in den sittlichen Anschauungen der ihrer Fürsorge anvertrauten Untertanen zu befürchten“[12]). Karin Michaëlis entschied sich übrigens für ein weibliches Publikum. Noch schärfer ging die Polizei in Frankfurt am Main vor, die einen Auftritt von Michaëlis „aus Gründen der öffentlichen Sittlichkeit und Ordnung“[13] überhaupt verbot.
Im Herbst 1911 kam das Buch in englischer Übersetzung im New Yorker Verlag John Lane heraus (samt einem Vorwort des Schriftstellers Marcel Prévost, der das Werk ins Französische übersetzt hatte), und im April 1912 hielt Michaëlis in der New Yorker „Carnegie Hall“ einen Vortrag zum Thema des Buches. „She is a Dane by birth, but speaks English like a native“, berichtete dazu die „New York Tribune“[14]
„Karin Michaëlis spricht“
Mit ihren Vorträgen über das „Gefährliche Alter“ hatte Karin Michaëlis bewiesen, dass sie eine begabte Rednerin war, und sie schien erkannt zu haben, dass sie über derartige öffentliche Auftritte ihre Anliegen gut und publikumswirksam präsentieren konnte. Oftmals fand sich daher in der Folge und bis in die 1930er Jahre in den Zeitungen die Ankündigung:
Sehr oft stand die Frauenemanzipation im Mittelpunkt der Vorträge, häufige Themen waren aber auch auf „Liebe, Ehe und Ehereform“ und „Liebe – Ehe – Scheidung“ (so die Titel von Vorträgen, die sie 1926 und 1927 u.a. in Berlin, Wien, Stuttgart und Bielefeld hielt). Karin Michaëlis brachte dabei auch Persönliches ein, hatte sie sich doch nach längerer Trennung von Sophus Michaëlis scheiden lassen und 1912 den amerikanischen Diplomaten Charles Emil Stangeland geheiratet (von dem sie 1930 wieder geschieden wurde).
„Bibi. Leben eines kleinen Mädchens“
Auf den „Skandalroman“ „Das gefährliche Alter“ folgten zahlreiche weitere literarische Werke, von denen viele übersetzt wurden und auch eine breite Leserschaft fanden. Doch es waren nicht die Bücher für Erwachsene, die Karin Michaëlis die höchste Popularität und den größten finanziellen Erfolg einbrachten, sondern jene Kinder- bzw. Jugendbuchserie, die in sechs Bänden vom Leben und den Erlebnissen des dänischen Mädchens Bibi erzählte.
Die Bibi-Bücher bilden einen Entwicklungs- und Reiseroman: Bibi ist ein sehr selbsständiges, unternehmungslustiges Mädchen, das mit ihrem verwitweten Vater in der dänischen Provinz lebt und immer wieder ausreißt, um die Welt zu ergründen. Von ihren Reisen schreibt sie Briefe an den Vater, um zu berichten, was sie erlebt und was alles sie auf ihren Reisen lernt.
Die erste deutschsprachige Bibi-Serie erschien zwischen 1929 und 1939, nach dem Zweiten Weltkrieg kamen zahlreiche weitere Editionen dieses internationalen, in rund 30 Sprachen übersetzten Bestsellers hinzu. Auch in Schweden waren die Bibi-Bücher sehr rasch weitverbreitet und es gilt als sicher, dass Astrid Lindgren für ihre „Pippi Langstrumpf“-Geschichten wesentliche Anleihen von Michaëlis „Bibi“-Büchern nahm.[15]
Weit entfernt von ihren Landsleuten
Am 15. Januar 1916 fand sowohl am „Dagmarteatret“ in Kopenhagen als auch am Hamburger „Thalia Theater“ die Uraufführung von Karin Michaëlisʼ Schauspiel „En Mors Øjne“ – deutscher Titel „Die heilige Lüge“ – statt. Das komödienartige Werk über eine Frau, die vor ihren Angehörigen Blindheit vortäuscht, kam hier wie dort sehr gut an, und der Rezensent der dänischen Tageszeitung „Nationaltidende“ bedauerte es, dass die Autorin nicht der Kopenhagener Aufführung beigewohnt habe, sondern in Wien sei, um dort die Premiere des Stückes im „Volkstheater“ zu besuchen (die allerdings nicht, wie er glaubte, ebenfalls am 15. Januar, sondern erst am 22. stattfand). „Es hat etwas Symbolisches, dass sie bei dieser Gelegenheit abwesend ist“, meinte er, denn „Frau Michaëlis-Stangeland hat sich in mancherlei Hinsicht recht weit von ihren Landsleuten entfernt“.[16]
Tatsächlich war Karin Michaëlis seit der Publikation des „Gefährlichen Alters“ weltweit unterwegs, sie war im deutschsprachigen Raum wesentlich populärer als in Dänemark und besonders zu Wien hatte sie eine enge Bindung. Dies hing vor allem mit ihrer Freundschaft zur Pädagogin und Frauenrechtsaktivistin Eugenie Schwarzwald zusammen. Durch Schwarzwald, deren Wiener Salon ein bedeutender kultureller Treffpunkt war, lernte sie zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft kennen – so etwa Albert Einstein, Karl Kraus, Oskar Kokoschka, Adolf Loos und Arnold Schönberg.
Besonders beeindruckte Michaëlis die von Schwarzwald nach reformpädagogischen Konzepten geführten „Schwarzwaldschule“. Es war dies die erste Schule Österreichs, an der Mädchen die Reifeprüfung ablegen konnten. Einblicke in das Leben und den Unterricht an der Schule gab Karin Michaëlis 1914 in ihrem dokumentarischen Roman „Glædens Skole“. Die aktuell vorliegende deutschsprachige Fassung trägt den Titel „Die fröhliche Schule“, übersetzt von Sven Hakon Rossel und Alexander Sitzmann.[17]
Wien sei die Stadt gewesen, die die durchaus kosmopolitisch denkende Karin Michaëlis am meisten geliebt habe, so Sven Hakon Rossel. Der aus Dänemark stammende Literaturwissenschaftler und langjährige Skandinavistik-Ordinarius an der Wiener Universität meint, dass die vielen Aufenthalte in Wien Michaëlis auch in ihren Haltungen und Interessen prägten: „Zuerst war sie ganz benommen von der kaiserlichen Pracht, von der feinen Gesellschaft, da ist sie so ein bisschen das Provinzmädchen, das in eine Weltstadt kommt. Doch nach und nach öffnen sich ihre Augen, sie fokussiert auf das Leben der sogenannten einfachen Menschen, auf soziale Zustände, auf politische Fragen, während des Ersten Weltkriegs auf die Leiden der Kriegsopfer, dann auf die Nachkriegsarmut, das Aufkommen des Ständestaats.“[18]
Deutlich wird dies in jenen vielen Artikeln, die Karin Michaëlis für Zeitungen und Zeitschriften verfasste. Eines ihrer wichtigsten Publikationsorgane war die linksliberale Kopenhagener Tageszeitung „Politiken“, in der sie bis in die 1930er Jahre weit über einhundert Beiträge veröffentlichte. Eine Auswahl daraus ist – wieder in der Übersetzung von Rossel und Sitzmann – im Wiener Praesens Verlag erschienen.[19]
Es sind interessante und überaus lesenswerte zeit- und kulturgeschichtliche Dokumente: Zu finden sind da neben Künstlerporträts (von Loos und Kokoschka bis Egon Friedell) unter anderem ein Beitrag über die Eigenheiten des Wiener Gesellschaftslebens, Reportagen von einer Reise durch Galizien im Herbst 1914 und von einem Besuch in den Skoda-Waffenfabriken in Pilsen im April 1916, außerdem Berichte über Kriegsgefangenenlager und über die extreme Lebensmittelteuerung im Wien des Jahres 1916. Michaëlis schrieb über den ersten Kongress der Paneuropa-Union, der 1926 in Wien stattfand, und sie zeichnete ein beklemmendes Bild davon, wie sie Wien 1935 erlebte, bei ihrem letzten Besuch in Österreich, „wo das Parlament abgeschafft ist und die Bevölkerung nicht frei sprechen kann“[20], und die Stadt „verarmt“, „desillusioniert“ und von einem „Schattenzug aus bangen Vorahnungen“ geprägt ist. Bei „Politiken“ gab man ihr freie Hand bei der Auswahl der Themen, so Sven Hakon Rossel, allerdings erregten so manche ihrer Artikel Missfallen bei Teilen der dänischen Leserschaft. Vor allem die Berichte über Opfer und Not im kriegsführenden Österreich und Hinweise darauf, dass das neutrale Dänemark durchaus am Krieg verdiene, kamen nicht überall gut an.
Die politische Aktivistin
In den 1930er Jahren war Karin Michaëlis zunehmend politisch aktiv: Sie war 1932 Teilnehmerin am „Weltkongress gegen den Imperialistischen Krieg“ in Amsterdam und 1935 Rednerin beim „Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur“ in Paris. In Deutschland, wo sie so lange überaus erfolgreich gewesen war, wurde sie wegen ihrer kritischen Haltung gegenüber Faschismus und Nationalsozialismus mehr und mehr kritisiert und attackiert. Als sie bei einem Vortrag in Kopenhagen vor Hitler warnte, bezeichneten die „Dresdner Nachrichten“ ihre Ausführungen als „Greuellüge“ und warfen Michaëlis vor, dem „neuen Deutschland gegenüber“ zu wenig Dankbarkeit zu zeigen.[21]
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland nahm Michaëlis zahlreiche Emigrant:innen bei sich in Dänemark auf, darunter auch Maria Lazar, Helene Weigel und Bertold Brecht. Auch dazu brachten die „Dresdner Nachrichten“ einen Kommentar: Karin Michaëlis sei ein „bedauerlicher Fall“, da sie „in ihrem Heim auf der Insel Thurö bei Svendborg kommunistische Asphaltliteraten aus Berlin durchfuttert, und das von den Honoraren, die sie bei u n s verdiente“[22].
All dies führte dazu, dass 1936 die Werke von Karin Michaëlis in Deutschland für unerwünscht erklärt und ihre Verlagsguthaben eingefroren wurden, 1939 folgte das Verbot ihrer Bücher. Karin Michaëlis emigrierte in die USA, wo sie bis 1946 lebte. Dann kehrte sie zurück nach Dänemark und verstarb am 11. Januar 1950 in Kopenhagen.
[1] In ihrem auf Englisch verfassten Memoirenband „Little Troll“ schreibt Michaëlis, dass Bendix ihre Kompositionen zwar als „Completely impossible!“ abgelehnt, zu den Gedichten, die sie ihm gezeigt hatte, jedoch gemeint habe: „Child! You were born to write …“. (Karin Michaelis: Little Troll. The Reminiscences of Karin Michaelis. By Karin Michaelis in collaboration with Lenore Sorsby. Creative Age Press, New York 1946. S. 83ff.).
[2] Der Erzählband „Højt Spil“ kam 1898 heraus, die beiden Romane „Birkedommeren“ und „Fattige i Aanden“ 1901, alle drei Bücher erschienen im Kopenhagener Verlag Brødrene Salmonsen.
[3] s. u.a. Johan Rosdahl: Karin Michaëlis – den ukendte berømthed. Litteratursiden – bibliotekernes side om litteratur, 8.9.2022.
[4] Mathilde Mann (1859-1925) übersetzte zahlreiche Autor:innen ins Deutsche – von Hans Christian Andersen und Selma Lagerlöf bis zu Knud Hamsun, August Strindberg und Jens Peter Jacobsen – und trug wesentlich zur Popularisierung der skandinavischen Literatur im deutschen Sprachraum bei.
[5] Die Zukunft, Band 41, 22.11.1902, S. 305-307.
[6] Zit. nach: Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Insel Verlag, Frankfurt a.M. 1966, Bd 6, S. 1430.
[7] Riget, 27.12.1910, S. 3.
[8] Hamburger Fremdenblatt, 14.1.1911, S. 2.
[9] Der Streifen, der international unter dem Titel „The Price of Beauty“ vermarktet wurde, ist online über das Danish Film Institute abrufbar.
[10] Berliner Tageblatt, 9.1.1911, S. 2.
[11] Neue Freie Presse, 15.1.1911, S. 10.
[12] Dresdner neueste Nachrichten, 29.1.1911, S. 2.
[13] Neues Wiener Tagblatt, 9.2.1911, S. 13.
[14] New York Tribune, 24.4.1912, S. 11.
[15] s. Eva Wahlström: Fria flickor före Pippi : Ester Blenda Nordström och Karin Michaëlis : Astrid Lindgrens föregångare. Verlag Makadam, Göteborg 2021.
[16] „Der er noget symbolsk i det, at hun ved denne Lejlighed er fraværende. Fru Michaëlis-Stangeland er i flere Henseender kommet ret lang bort fra sine Landsmænd”. Bei dem mit „Hélas” zeichnendem Rezensenten handelte es sich um den renommierten Theaterkritiker Haagen Falkenfleth. Nationaltidende, 15.1.1916, S. 3.
[17] Karin Michaëlis: Die fröhliche Schule. Hg. von Robert Streibel, übersetzt von Sven Hakon Rossel und Alexander Sitzmann. Löcker Verlag, Wien 2019.
[18] Sven Hakon Rossel, Interview mit Barbara Denscher, Wien, 18.4.2024.
[19] Karin Michaëlis: Von Walzer bis Untergang. Reportagen aus Österreich. Hg. von Anna Wegener, übersetzt von Sven Hakon Rossel und Alexander Sitzmann. Praesens Verlag, Wien 2023.
[20] Ibid. S. 179f. „Wiedersehen mit Wien“, veröffentlicht in „Politiken“ am 3.11.1935.
[21] Dresdner Nachrichten, 10.9.1933, S. 6.
[22] Dresdner Nachrichten, 28.1.1934, S. 18.
14.5.2024