DAS EI – „LEBENSZEICHEN IN DER ABSTRAKTEN FORMENWELT DER GEOMETRIE“

Detail aus dem Eiermuseum in Winden am See, Foto © Archiv Bertoni

Rund 4.000 Eier, darunter kunstvoll verzierte Hühner- und Gänseeier, aber auch solche aus Holz, Keramik oder Glas, in vielen Größen und Farben, und allesamt in einem „gläsernen Nest“: Das ist jene sehr spezielle Sammlung, die der Bildhauer Wander Bertoni (1925 – 2019) über Jahrzehnte aufgebaut hatte und die eine der weltweit größten derartigen Kollektionen darstellt. Zu sehen ist sie in Winden am See im Burgenland, wo der Künstler dafür ein eigenes Museum errichten ließ.

Das Eiermuseum, Foto © B. Denscher

Das Eiermuseum ist ebenso bemerkenswert wie die darin untergebrachte Eiersammlung: Es ist ein quadratischer Bau, der ebenerdig vollständig verglast ist. Das bedeutet, dass die Exponate, die hier ausgestellt sind – in von der Raumdecke hängenden, offenen Regalen –, jederzeit, also auch außerhalb der eigentlichen Öffnungszeiten, von außen betrachtet werden können.

Blick von außen auf die Exponate, Foto © B. Denscher

Aber natürlich lohnt es sich ins Museum hineinzugehen. Denn im Obergeschoss, gut geschützt durch ein mit Kupferblech verkleidetes Holzdach, befinden sich die fragileren, lichtempfindlichen Sammlungsobjekte.

Im Obergeschoss des Eiermuseums, Foto © Archiv Bertoni

Das von Ulrike Schartner und Alexander Hagner vom Wiener Architekturbüro „gaupenraub“ entworfene und 2010 fertiggestellte Gebäude befindet sich auf dem großen Gelände des „Wander Bertoni Freilichtmuseums“. Der aus Italien stammende Bertoni, der während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeiter nach Wien kam und später bei Fritz Wotruba an der Wiener „Akademie der bildenden Künste“ studierte, hatte 1965 die sogenannte Gritschmühle gekauft, eine Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute, ehemalige Wassermühle. Diese wurde, nach umfangreicher Restaurierung, zu seinem Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Rund um die Mühle entstand im Lauf der Zeit ein mit zahlreichen Arbeiten Bertonis bestückter Skulpturenpark. 1991 wurde die Anlage um einen vom Architekten Johannes Spalt geplanten Galeriezubau erweitert, 1999/2000 folgte ein, ebenfalls von Spalt entworfener Ausstellungspavillon.

Detail aus dem Eiermuseum, Foto © Archiv Bertoni

Das Eiermuseum, das Wander Bertoni der kuratorischen Obsorge seiner Ehefrau Waltraud Bertoni übergab, steht am Eingang zum Freilichtmuseum. Was das Ei mit seiner speziellen Form für den Künstler bedeutete, wird in einem Zitat Wander Bertonis fassbar: „Wenn man eine Kugel in ihrer absoluten, geometrischen Form zusammendrückt, entsteht in der Deformation die Gestalt eines Eies. Aus der absoluten Ruhe ist so Bewegung und Ausdruck entstanden, das erste Lebenszeichen in der abstrakten Formenwelt der Geometrie.“

Detail aus dem Eiermuseum, Foto © Archiv Bertoni

Das Freilichtareal rund um das Eiermuseum in Winden am See und der Skulpturenpark sind ganzjährig frei zugänglich. Mehr Infos dazu auf der Website des Museums.

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