„DIE GÄRTEN DER LITERATEN“

Foto B. Denscher
Foto © B. Denscher

Für Maler:innen sind Gärten oft eine Quelle der Inspiration, aber was bedeuten Gärten den Schriftsteller:innen? Dieser Frage geht die Engländerin Jackie Bennett in ihrem Buch „Die Gärten der Literaten“ nach. Bennett studierte Gartenarchitektur und Landschaftsgeschichte und hat schon eine ganze Reihe von Büchern zum Thema „Garten“ verfasst, so zum Beispiel „Die Gärten der Künstler“, „Die Gärten der Inseln“, „Shakespeares Gärten“ – und nun also „Die Gärten der Literaten“. Darin präsentiert sie 28 Gärten von Literaten und natürlich auch Literatinnen (das Gendern spielt beim englischen Originaltitel ­– ‎ „The Writersʼ Gardens“ – keine Rolle, beim deutschen Titel war es vermutlich dem Verlag zu umständlich). Die meisten dieser Gärten sind für die Öffentlichkeit zugänglich.

Gärten seien lebende Wesen, sie wachsen, verwandeln sich, werden verlassen, verschwinden und werden wieder gerettet, schreibt Jackie Bennett in ihrer Einleitung zum Buch. Außerdem kämen Schriftsteller:innen oft erst relativ spät dazu, sich einen Garten anzulegen, weil dies die finanziellen Verhältnisse erst ab einer gewissen ökonomischen Saturiertheit zulassen. Zur Frage, was denn Gärten für Literat:innen bedeuten, gebe es, so Bennett, viele Antworten: Die einen arbeiten in kleinen Schreibklausuren im Grünen, die anderen sitzen gerne einfach an einem Tisch unter einem Baum, „Jean Cocteau sah im Fenster zu seinem Garten einen Rahmen, um seine Gedanken und seine Welt zu ordnen.“ Bei manchen, wie zum Beispiel bei Jane Austen, kann man sich die von ihnen verfassten Romane ohne Gärten ja gar nicht vorstellen, und Agatha Christie ließ einige ihrer Krimis, so zum Beispiel „Five Little Pigs“ („Das unvollendete Bildnis“), in ihrem Garten im englischen Greenway spielen.

Jackie Bennett hat das Buch alphabetisch, nach den Namen der Gartenbesitzer:innen geordnet: von Louisa May Alcott und deren Orchard House in Massachusetts in den USA bis zum Garten bei Émile Zolas Wohnhaus in Médan, nordwestlich von Paris.  So finden sich hier also neben vielen anderen die Gärten von Jane Austen, Tania Blixen, Agatha Christie, William Faulkner, Ernest Hemingway, Rudyard Kipling, Jack London, Beatrix Potter, Leo Tolstoi, Virginia Woolf – und auch jener des schottischen Dichters Sir Walter Scott. Er war einer der meistgelesenen Autoren des 19. Jahrhunderts. Seine historischen Romane verkauften sich so gut, dass er es sich 1811, im Alter von vierzig Jahren, leisten konnte, im südschottischen Abbotsford ein 44 Hektar großes Anwesen zu kaufen und das dort befindliche bescheidene Haus in eine wundersame Burg umbauen und gleich auch einen entsprechenden Garten anlegen zu lassen. Unterstützt wurde er dabei von einem „Komitee des guten Geschmacks.“ In sein Tagebuch schrieb er am 1.Juli 1827: „Nach dem Frühstück ging ich hinaus (…) das kräftige, üppige Grün war eine Augenweide, weich und wohlduftend das Gras unter den Füßen“.

Aus dem Band „Die Gärten der Literaten“: Sir Walter Scotts Abbotsford (links) und Ernest Hemingways Garten in Key West, Florida (rechts). Beide Fotos © Richard Hanson
Aus dem Band „Die Gärten der Literaten“: Sir Walter Scotts Abbotsford (links) und Ernest Hemingways Garten in Key West, Florida (rechts). Beide Fotos © Richard Hanson

Jackie Bennett macht das sehr gut, sie erzählt die wechselhafte Geschichten der Gärten, vermengt sie dann mit der Biografie der Literat:innen und gibt auch einschlägige Hinweise auf deren Werke. So macht es bei der Lektüre wenig aus, wenn einem der eine oder die andere nicht allzu bekannt ist, ihre Gärten sind allemal der Beachtung wert. Bennett macht so ihre Garten- und Autor:innenengeschichte zu einem Lesebuch. Und dieses Lesebuch widmet sie den allzu oft unbekannten, namenlosen Gärtner:innen, die jene Gärten weiterhin liebevoll pflegen.

Das ist jetzt auch der Zeitpunkt, um auf die Bilder von Richard Hanson hinzuweisen, der Jackie Bennett schon mehrere Bücher hindurch fotografierend begleitet. Egal ob es  große, weite Gartenlandschaften sind, die er abbildet, oder kleine, idyllische Plätze, von denen man sich gut vorstellen kann, dort zu sitzen und zu schreiben. Hanson schafft es auch, faszinierende Details von einzelnen Blüten und Pflanzen zu zeigen. Zu diesen Bildern aus unseren Tagen kommen dann als Illustrationen auch Fotos aus der Vergangenheit hinzu, auf denen die alten Gartenanlagen und auch deren prominente Besitzer:innen zu sehen sind.

Die Adressen der Gärten und die entsprechenden Websites finden sich im Anhang des Buches.

Buchcover

2.4.2024

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