„Terra Mediterranea“ nennt der Schriftsteller Daniel Speck seine kulinarische Reise durch die Mittelmeer-Region. Die drei Stationen, die er dabei besucht, sind die italienische Insel Salina, die tunesische Hauptstadt Tunis und Bethlehem in Israel.
Der aus München stammende Daniel Speck ist erfolgreicher Drehbuchautor und etliche seiner Romane wurden zu Bestsellern: So etwa die als Fernsehdreiteiler verfilmte deutsch-italienische Familiengeschichte „Bella Germania“ und die immer zwischen mehreren Kulturen spielenden Bücher „Piccola Sicilia“ und „Jaffa Road“. Und weil in all seinen Romanen viel gegessen wird und sie alle in Hafenstädten spielen, machte Speck nun in „Terra Mediterranea“ Essen und Mittelmeer zum Thema. Er erzählt von der Gastfreundschaft einer Köchin und zweier Köche aus drei Kulturräumen des Mittelmeeres: Martina Caruso aus Salina, Jacob Lellouche aus Tunis und Fadi Kattan aus Bethlehem. Wobei zu Letzterem anzumerken ist: Wenn Bethlehem auch nicht am Meer liegt, so steht es doch – kulinarisch zumindest – für die Küche des östlichen Mittelmeeres, und von Bethlehem aus macht Speck Ausflüge in die Umgebung, so etwa nach Jerusalem und Jaffa.
Caruso, Lellouche und Kattan kennen einander nicht, aber alle drei erzählen sie Geschichten und stellen ihre ganz persönlichen Rezepte vor. Speck schreibt im Vorwort, dass Kochrezepte ja eigentlich wie Familiengeschichten wären: „Generationen um Generationen haben ihre Spuren darin hinterlassen, sie sind Ausdruck einer über Jahrhunderte gewachsenen Tradition. Und wie jede Familie hat auch jeder Koch ein eifersüchtig gehütetes Geheimnis.“ Ein Wunschtraum des Autors sei es, so schreibt er, die drei Köch*innen „an einer großen Tafel zu einem endlosen Mittagessen im Schatten eines Sommertages“ zu versammeln.
Das Buch beginnt in Sizilien, setzt weihrauchduftend in Tunis fort und endet am Strand von Jaffa. „Terra Mediterranea“ ist keine Rezeptsammlung, sondern ein Geschichtenbuch mit Rezepten. Die Geschichten werden zum Teil von den Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern, deren Familienmitgliedern und Freund*innen erzählt, und teilweise stammen sie aus den Romanen von Daniel Speck. „Terra Mediterranea“ ist aber auch ein Bilderbuch: der Mode-, Design- und Porträtfotograf Giò Martorana setzt die Landschaft und die Menschen und selbstverständlich die Speisen entsprechend ins Bild.
Natürlich stehen die Abbildungen der Speisen im Mittelpunkt, aber dazu kommen dann auch noch die Porträts der Menschen und die Bilder der Landschaften, die immer eindrucksvoller in Szene gesetzt werden. Auch bei den verbindenden Texten ist das so. Da geht es natürlich nicht ohne genaue Rezepte, aber das Rundherum, das Ambiente gehört dazu und wird vielfältig und nicht nur idyllisiert dargestellt. Was sich in den Gassen tut, wird beschrieben, wie herrlich die Blicke von den Dachterrassen sind, aber auch vom alltäglichen Leben ist die Rede, von den Schönheiten, von den Schwierigkeiten und von der oft schwierigen Vergangenheit.
Es mag sein, dass einem die sizilianischen Rezepte im ersten Kapitel vertrauter vorkommen, weil die italienische Küche bei uns ja schon heimisch ist, aber das, was in Nordafrika und im östlichen Mittelmeer angeboten wird, ist auf jeden Fall entdeckenswert. Der alphabetische Bogen der insgesamt 58 Rezepte reicht vom Äolischen Salat bis zum Zwiebel-Kapern-Salat mit Kreuzkümmel, und außerdem findet man im Buch auch Vorschläge, mit welchen Weinen man die Köstlichkeiten von Martina Caruso begleiten könnte.
Daniel Speck: Terra Mediterranea. Eine kulinarische Reise ums Mittelmeer. Fotos von Giò Martorana. S. Fischer Verlag Frankfurt am Main 2022.
22.12.2022. Alle Abbildungen in diesem Beitrag stammen aus dem Buch „Terra Mediterranea“, © Giò Martorana / S. Fischer Verlag.