STERNSTADT PALMANOVA

Stadttor von Palmanova

Alle Städte seien gleich, nur Venedig sei ein wenig anders – meint die Tante Jolesch in dem nach ihr benannten Buch von Friedrich Torberg*. Die Gute kannte wohl Palmanova in Friaul-Julisch Venetien nicht: Denn auch diese Stadt unterscheidet sich in ihrer Struktur ganz erheblich von anderen vergleichbaren Ansiedelungen. Vielleicht aber hängt die Eigenart von Palmanova auch damit zusammen, dass es ebenfalls eine Gründung der Venezianer war, wenngleich nicht harmonisch gewachsen, sondern auf dem Papier entworfen.

Teil der Wall- und Grabenanlage rund um Palmanova

Die Stadt wurde Ende des 16. Jahrhunderts als Planstadt mit einem neunzackigen Stern als Grundriss entworfen. Genau genommen ist sie als uneinnehmbare Festung konzipiert, die Venedig vom Land her vor allem gegen türkische und habsburgische Angriffe schützen sollte.

Karte von Palmanova, gezeichnet von Georg Hoefnagel (um 1593)

Mit dem Gründungsdatum 1593 ist die architektonische Anlage der Spätrenaissance zuzurechnen und gilt als ein Meisterwerk venezianischer Militärbaukunst. Außerhalb der Mauern, die bis heute erhalten sind, gab es noch zwei durch Wälle und Gräben abgesicherte Verteidigungsringe. Beeindruckend ist auch der riesige, sechseckige Hauptplatz im Zentrum der Stadt, der früher als Exerzierplatz für das Militär genutzt wurde.

Hauptplatz von Palmanova

Heutzutage präsentiert sich Palmanova jedoch ganz und gar nicht martialisch, sondern sehr friedlich und gastfreundlich. Ein Besuch der sehenswerten Stadt, die 1960 zum italienischen Nationaldenkmal erklärt und 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben wurde, lohnt sich auf alle Fälle. Eine Reihe von Cafés, Restaurants und Weinbars laden zum Besuch ein, und in gepflegten Lebensmittelgeschäften kann man prodotti tipici aus Friaul, wie etwa San-Daniele-Schinken, hausgemachte Pasta oder Wein aus dem Collio kaufen. Und mit ausländischen „Invasoren“ ist höchstens zu rechnen, wenn es im Sommer in den nahegelegenen Badeorten an der Oberen Adria, wie Grado, Bibione oder Lignano, kein ideales Badewetter geben sollte. Aber auch die kommen ja in friedlicher Absicht…

* Friedrich Torberg: Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlands in Anekdoten (1975).

21.11.2022. Fotos B. Denscher

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