WILDLIFE FOTOGRAFIEN DES JAHRES

Der Wettbewerb um den „Wildlife Photographer of the Year“ ist eine der renommiertesten Naturfotografie-Konkurrenzen der Welt. Organisiert vom britischen „Natural History Museum“ geht es bei dieser Auszeichnung darum, „bildgebende Kreativität und Vorstellungsvermögen anzuspornen, mit herausragenden Bildern den Schutz der Umwelt zu fördern und ihre lebenswichtige Bedeutung für den Menschen zu unterstreichen.“

Wildlife Foto des Jahres: „Das goldene Hufeisen“ © Laurent Ballesta, Frankreich.
Wildlife Foto des Jahres: „Das goldene Hufeisen“ © Laurent Ballesta, Frankreich

Vor wenigen Tagen wurden die diesjährigen Gewinner:innen gekürt. Gesamtsieger ist der französische Meeresbiologe und Fotograf Laurent Ballesta, der einen Hufeisenkrebs (auch Japanischer Pfeilschwanzkrebs genannt), begleitet von drei kleinen Pilotmakrelen, vor der philippinischen Insel Pangatalan aufgenommen hat.

Der Wettbewerb um das beste Naturfoto, der seit 1965 alljährlich stattfindet, ist offen, wer auch immer will, kann sich daran beteiligen. Diesmal gab es mit fast 50.000 Bildern aus 95 Ländern besonders viele Einreichungen. In einer Vorrunde wählte jedes Mitglied der siebenköpfigen Jury Bilder nach persönlichem Geschmack aus, dann wurden in einem einwöchigen Verfahren von allen Jury-Mitgliedern gemeinsam die 100 besten Fotos sowie der Gesamtsieger ermittelt.

Um die vielen Einreichungen zu ordnen, wurden 16 thematische Kategorien festgelegt, in denen jeweils ebenfalls ein Siegerfoto ermittelt wurde. Der Bogen reicht von „Tierporträts“ über „Natur in der Stadt“ und „Unterwasserwelten“ bis zu „Das Reich der Pflanzen und Pilze“ und „Bedrohte Erde“. Eine eigene Kategorie ist für die Bilder ganz junger Naturfotografie-Talente im Alter von 11 bis 14 Jahren reserviert. Die diesjährige Siegerin ist die Turiner Schülerin Ekaterina Bee mit ihrem vor der Küste Schottlands entstandenen Bild „Unerwartete Begegnung“.

„Unerwartete Begegnung“ © Ekaterina Bee, Italien
„Unerwartete Begegnung“ © Ekaterina Bee, Italien

Der ebenfalls im Rahmen des Wettbewerbs vergebene „Rising Star Award“ ging diesmal an den 25-jährigen Luca Melcarne aus Frankreich. Zu dessen Bild eines Steinbocks im Vercors-Massiv vermerkte Jurymitglied Lucas Bustamante (Naturschutzbiologe und Fotojournalist), dass hier die sehr schwierige Aufgabe gelungen sei, ein weißes Motiv, einen weißen Hintergrund und eine weiße Umgebung abzubilden.

Rising-Star-Portfoliopreis­träger „Steinbock im Eis“ © Luca Melcarne, Frankreich
Rising-Star-Portfoliopreis­träger „Steinbock im Eis“ © Luca Melcarne, Frankreich

Der Knesebeck-Verlag hat nun, bereits kurz nach der Bekanntgabe der Gewinner:innen, alle prämierten Bilder in dem Buch „Wildlife Fotografien des Jahres. Portfolio 33“ veröffentlicht. Die Juryvorsitzende, Kathy Moran (langjährige Fotoexpertin des amerikanischen „National Geographic“-Magazins) schreibt in der Einleitung zum Buch, dass da natürlich auch KI-generierte Bilder ausgezeichnet wurden, also solche, bei denen kein Mensch auf den Auslöser gedrückt hat. Wobei dennoch „das Ziel der wahrheitsgetreuen Wiedergabe über allem steht.“

Die 100 ausgezeichneten Fotos werden derzeit im „Natural History Museum“ in London und anschließend auf einer Welttournee in rund 30 Ländern einem Publikum von mehr als zwei Millionen Menschen gezeigt. Und schon kann auch wieder mit der Einsendung der Fotos für den nächstjährigen Wettbewerb begonnen werden.

„Der letzte Hauch des Herbstes“ © Agorastos Papatsanis, Griechenland. Sieger in der Kategorie „Das Reich der Pflanzen und Pilze“
„Der letzte Hauch des Herbstes“ © Agorastos Papatsanis, Griechenland. Sieger in der Kategorie „Das Reich der Pflanzen und Pilze“

Der Band mit den Wildlife Fotografien des Jahres  ist kein reines Bilderbuch und auch nicht nur eine Ansammlung von ausgezeichneten Fotos, denn es gibt zu jedem Bild einen ausführlichen Begleittext, der ganz besonders auf das Motiv, das abgebildete Tier, alle einschlägigen fototechnischen Angaben und die besondere Situation während der Aufnahme eingeht.

Nun ist es leider nicht möglich, hier alle ausgezeichneten Fotos herzuzeigen, daher soll eine ganz persönliche Auswahl getroffen werden: Zum einen ein Bild aus der Kategorie „Tierporträts“, das von der Aufnahmesituation her besticht, und dann eines, bei dem dazu noch das grafische Schwarz-Weiß besonders zum Tragen kommt. Bei den „Tierporträts“ wurde der indische Fotograf Vishnu Gopal für sein „Das Gesicht des Waldes“ betiteltes Bild zum Sieger gekürt. Gopal hatte im brasilianischen Regenwald sein Zelt aufgeschlagen, zufällig in der Nähe Hufspuren eines Flachlandtapirs entdeckt, sich daraufhin beim Dunkelwerden an einem Waldpfad positioniert und beim Auftauchen des Tieres dieses dann mit einer Taschenlampe beleuchtet und fotografiert.

„Das Gesicht des Waldes“ © Vishnu Gopal, Indien
„Das Gesicht des Waldes“ © Vishnu Gopal, Indien

Siegerin in der Kategorie „Komposition und Form“ ist die Engländerin Rachel Bigsby mit ihrem Foto „Die Kunst der Balz“. Sie hat vor der schottischen Isle of Noss zwei Basstölpel von einem kleinen Boot aus bei stürmischer See und vor dem Hintergrund einer dunklen Höhle im guanoübersäten Sandstein abgelichtet. Eine Traumszene, die „als Schwarz-Weiß-Bild die einander ergänzenden Formen noch einmal besonders hervorhebt.“

„Die Kunst der Balz“© Rachel Bigsby, Großbri­tannien
„Die Kunst der Balz“© Rachel Bigsby, Großbri­tannien

Auf dem Cover des Bandes mit den Wildlife Fotografien sind zwei Steinböcke zu sehen, die in der Wüste Zin in Israel um die Paarungsrechte kämpfen. „Am Abgrund“ lautet der Titel des Fotos von Amit Eshel, das zum Sieger in der Kategorie „Tiere in ihrem Lebensraum“ gewählt wurde. Anmerkung eines Foto-Amateurs: Diese Tiere sind dort auch für ungeübte Fotograf:innen zu beobachten. Sie aber während eines Kampfes abzulichten, dazu fehlt dann doch vielleicht fotografisches Können, sicherlich aber die entsprechende Geduld, eine derartige Situation abzuwarten.

Buchcover mit einem Ausschnitt aus dem Foto „Am Abgrund“ © Amit Eshel, Israel
Buchcover mit einem Ausschnitt aus dem Foto „Am Abgrund“ © Amit Eshel, Israel

Natural History Museum: Wildlife Fotografien des Jahres. Portfolio 33. Aus dem Englischen von Ulrike Kretschmer. Knesebeck Verlag,  München 2023.
Der Auftakt zur Deutschlandtour der Wildlife-Ausstellung ist am 2. Dezember 2023 im Westfälischen Pferdemuseum Münster .
Website des Londoner Natural History Museums.

14.10.2023

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